Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie gleicht sich…

Dieser Ausspruch, den schon mehrere Leute getan haben, fiel mir gerade ein, als ich durch einen Link auf ein Video stieß, dass ich vor einer ganzen Weile bereits gesehen hatte.

Allerdings ist die Begebenheit, die diesem Bericht zugrunde liegt, aus meiner Sicht so wichtig, dass ich den Gedanken noch einmal aufgreifen möchte.

Im Jahr 1967 unterrichtete ein Lehrer in Palo Alto (USA) Geschichte. Thema „Drittes Reich“.
Ein Schüler hatte ihm eine Frage gestellt und er wusste einfach keine Antwort: „Wie konnten die Deutschen behaupten, nichts von der Judenvernichtung gewusst zu haben? Wie konnten Dorfbewohner, Bahnangestellte, Lehrer, Ärzte behaupten, sie hätten nichts von dem Grauen in den Konzentrationslagern gewusst?“

Auch als die Stunde schon lange vorbei war, ließ den Lehrer diese Frage nicht los. Er beschloss ein außergewöhnliches Experiment zu wagen. Er wollte Nazi-Deutschland nachbauen, im Kleinen, im Klassenzimmer. Er wollte seine Schüler Faschismus erleben lassen, hautnah: den Horror, aber auch die Faszination.

Das Experiment lief von Montag bis Freitag und er brachte seine Schüler innerhalb dieser nur 5 Tage Schritt für Schritt dazu, sich tatsächlich wie Faschisten zu benehmen. Am Freitag löste er dann das Experiment auf.

Natürlich erregte das Experiment großes Aufsehen und es wurde viel diskutiert, auf jeden Fall hat es bewiesen, dass es möglich ist, Menschen aufs extremste zu beeinflussen, wenn man es richtig anstellt. Und er fand auch die Antwort auf die Frage, die Anfangs gestellt worden war…

Zitat Spiegel.de zum Ende des Experiments am Freitag:
Niemand wollte über das Experiment sprechen
Der Lehrer zeigte seinen Schülern einen Film über das Dritte Reich: die große Bewegung auf Reichsparteitagen, Gemeinschaft, Disziplin, Gehorsam – und dann die großen Taten für die Gemeinschaft: Terror, Gewalt, Gaskammern. Ron Jones sah in die fassungslosen Gesichter. Der Kreis schloss sich, die Frage war beantwortet. Er wusste, warum er vergessen würde, warum alle hier vergessen würden. Er sagte es: „Wie den Deutschen wird es euch schwer fallen zuzugeben, dass ihr so weit gegangen seid. Ihr werdet nicht zugeben wollen, manipuliert worden zu sein. Ihr werdet nicht zugeben, bei diesem Irrsinn mitgemacht zu haben.“

Er behielt recht damit. Am nächsten Schultag herrschte eine bedrückte Stimmung. Niemand wollte mehr über das Experiment sprechen. „Ich selbst war damals nicht so sehr involviert. Deshalb war es für mich einfach ein einzigartiges Lernerlebnis.“ Doch andere sprachen nie wieder über das Thema, bis Philip Neel für seine Dokumentation nachfragte.

Vielen, erfuhr Neel bei seinen Recherchen, war es peinlich, wie leicht sie sich von der Welle haben mitreißen lassen. Gerade unter den Älteren, die eigentlich gar nicht zur Klasse gehörten, aber für die ‚Third Wave‘ ihren Unterricht schwänzten. „Es war 1967 und viele von denen waren politisch engagiert“, erklärt Neel. „Sie waren bei der Studentenbewegung und sogar bei den Black Panthers – und sie alle waren unglaublich schockiert, wie schnell sie bereit gewesen waren, ihre persönliche Freiheit aufzugeben.“

Insofern empfehle ich diese Berichte zur Lektüre und das Video oder auch den Film „Die Welle“ ganz besonders. Es mag helfen, sich auf demokratische Grundsätze zu besinnen.

Aktuell könnte man den Eindruck bekommen, dass es gerade wieder ein solches Experiment zu geben scheint. Aber das sind bestimmt wieder nur Verschwörungstheorien, was sich, wie die Anderen aus dem letzten Jahr, in Kürze auflösen werden. Ähm… wahrscheinlich zumindest… ganz sicher natürlich…

Quellen:

Spiegel.de https://www.spiegel.de/geschichte/schul-experiment-die-welle-a-946745.html


Arte.tv (etwa 7 Minuten Video Doku) https://www.arte.tv/de/videos/101161-005-A/die-politische-welle-in-palo-alto/

Der Film „Die Welle“ z.B. bei Amazon Video: https://www.amazon.de/gp/video/detail/B00JIT0X4W/ref=atv_dp_share_cu_r